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Der letzte Fahrtag. Er beglückte uns mit gutem Wetter. T-Shirt und Radweste reichten, nur ganz leichter Wind und keine Berge. So macht Fahrradfahren Spaß. Das war ein versöhnlicher Abschluss mit dem Fahren und mit dem Wetter. Regen, Gegenwind, Berge? Vergessen ;-) Dazu fuhren wir fast die ganze Zeit auf unglaublich guten Radwegen. In Göteborg aßen wir Pizza und fuhren dann durch die Stadt. Kopenhagencharakter, so gut sind die Radwege hier ausgebaut. Mit dem schönen Wetter bekommt die Stadt auch ein viel freundlicheres Gesicht als bei unserer Ankunft, da war es grau und sehr windig.
20:49 wir sitzen in unserem 27°C warmen Hotelzimmer und sind ganz zufrieden mit dem Hier und Jetzt.
Und davor haben wir richtig viel erlebt und einige neue Dinge über Schweden gelernt.
Zum Beispiel die A-Traktoren: In Schweden darf man Fahrzeuge oder Fahrzeugreste umbauen zu einem A-Traktor (früher EPA-Traktor), der muss auf 30km/h gedrosselt sein und darf nur eine Sitzreihe haben, maximal 3 Personen. Und von wegen Traktor: Jedes Auto kann zu einem A-Traktor gemacht werden und Jugendliche ab 16 mit einem AM Führerschein dürfen sie fahren. Allerdings muss hinten ein großes Warndreieck am Heck angebracht sein.
Und dann sahen wir die ganze Zeit auf der Tour amerikanische Oldtimer und zwar in Massen. Wir fragten uns, wie die Schweden an diese Oldtimer kommen und es stellte sich heraus, dass alle großen amerikanischen Marken zuerst Werke in Schweden und sonstigem Skandinavien hatten. Ich würde behaupten, dass keins dieser Autos hier die USA je auch nur gesehen hat. So ist es einfach, an solche Autos zu kommen. Ersatzteile sind hier auch billig. Wer sich also einen gut funktionierenden amerikanischen Schlitten kaufen möchte, soll nach Schweden kommen.
Und nun stellt man sich die Kombination aus Oldtimer und A-Traktor bitte vor.
Na? Wie ist das in der Vorstellung?
Man sieht also tatsächlich allen Ernstes solche Autos vor allem in den ländlichen Gebieten von Schweden herumfahren:
Autoschrauben vom Feinsten, aber nur 30km/h. Wir sind fasziniert und irritiert. Auto fahren anstatt Moped. Wer weiter darüber lesen will, möge EPA-Traktor und A-Traktor bei Wikipedia aufsuchen.
Bei unserer Tour durch Göteborg standen heute Fahrradläden auf dem Programm und im Specialized Concept Store wurden wir direkt mit einem Indoorparkplatz empfangen. Ein sehr cooler Laden mit einer sehr netten Verkäuferin, die uns, obwohl wir offensichtlich keine Großkundinnen werde würden, einen Kaffee anbot. Der war sehr stark. Lars kaufte sich dann ein Paar neue Socken, dieses Mal in Neonpink, um dem Farbkonzept eine neue Nouance zu geben, und MucOff Reifenhebler, die Unkaputtbar aussahen. Malte holte sie sich auch. Dann pumpten wir unsere Reifen wieder auf volle 4,5bar auf, um morgen auf der Fähre frisch zu sein und zogen von dannen.
Der Hemmakväll war ein Spaß Süßigkeitsladen, mit sehr sehr vielen verschiedenen Süßigkeiten zum selbst zusammenstellen. Wir fragen uns aber, wie man mit Süßigkeiten einen Laden in Göteborg finanzieren kann. Deshalb haben sie vielleicht auch Tabak ins Programm genommen und eine Packstation im Laden aufgestellt und wir vermuten einen Geldwäscheraum im Hinterzimmer.
Der letzte Fahrradladen, den wir auf unserer Route eingeplant hatten, überraschte mit ganz besonderen Kunden: Dort waren vier Fahrer, die gerade den Northcape4000 fahren und ein paar Probleme mit ihren Fahrrädern fixen ließen. Ich sprach einen an und dachte kurz darauf, dass sie vielleicht im Stress sind und gar nicht Lust auf labern haben, aber dann kam der Racer mit der Nummer 68 heraus und fing selbst ein Gespräch mit mir an. Ich finde so etwas ja hoch faszinierend. Die Tour läuft heute bei Tag 6, und startete in Turin, lief über Lausanne, Paris, durch DK hoch, Oslo bis zum Nordcap auf einer festgelegten Route. Maximal hat man 3 Wochen Zeit, was 200km pro Tag bedeutet, aber die Nummer 68 hat nur zwei Wochen Zeit, dann muss er wieder zur Arbeit und war z.b. den letzten Tag 480km unterwegs. Mit einem 25km/h Schnitt. Geschlafen wird im Biwaksack am Straßenrand. Er will seinen Pace ein wenig reduzieren, dafür die Pausen kürzer machen. Göteborg liegt eigentlich nicht auf der Strecke, aber er hatte seine Fähre erst für Montag gebucht, wollte die Tage aber nicht verrschenken, ist dann nach Göteborg rüber gezogen und will heute den Zug nach Oslo nehmen, zur Not auch den Nachtbus. Beine sind ok. Der Hintern auch. Irre. Wer schnell ist, hat ihn heute noch in unserer Story gesehen. Und es sind tatsächlich auch ganz viele Frauen dabei. Sehr beeindruckend. Ich möchte auch gerne so fahren können, dass mir 200km am Tag vorkommen, wie aktuell 80, damit man noch Luft nach oben hat und ggf noch die 250 raushaut, wenn es sein muss. Aber dafür müsste Fahrradfahren mein Leben sein und eigentlich machen mir zu viele verschiedene andere Dinge Spaß. Ultraruns würde ich auch gerne laufen können, aber nun ja, dafür habe ich einfach zu viele Interessen um mich nur auf eins fokussieren zu wollen. Jetzt folgen wir natürlich einigen von den Athleten und insbesondere Athletinnen, sowas kann man nämlich noch mit 60+ machen und liegen staunend auf dem Bett.
Der letzte erwähnenswerte Fahrradladen heute lag wie in der Bronx, in einem Untergeschoss und hätte gerne übersehen werden können. Der war richtig gut sortiert und hatte richtig viele geile Klamotten. Und auch hier greift unsere Aufteilung: Malte hat Bock auf die Klamotten, Lars hat Bock auf die Gegenstände. Malte war jedoch zu fett für eine Hose, die sie sich ausgesucht hat. Zu fett war auch eine Schraube, die Lars als optische Hervorhebung kaufen wollte, nicht jedoch das Topcap für den Steuersatz. Das ist jetzt goldgelb. Die Schraube dafür hätte pink sein können, aber nun ja, zu fett. Desaströs sah auch das Truckercap auf Maltes Kopf aus, also kaufte ich nur das Topcap, welches mir der uneitle, hippe Ökodude direkt angebaut hat. Und er nahm es auf seine Kappe, die Schraube aus der Verpackung zu pulen um zu testen ob sie passt. Super nice. Super nicer laden.
Dann zurück, Stop bei Coop und schön auf dem Hotelzimmer Brötchen gegessen.
Und jetzt wird die Sightseeingtour für morgen geplant.
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