(english below)
Huch, da sind doch gerade die Tropifrutti in die Gästeritze gekippt. Schnell wieder auflesen. Wir haben auch noch Milka Alpenmilch, Milka Bunte Flecken, eine dunkle Minzschokolade und eine 67% Schokolade im Angebot. Außerdem bunte Mentosreste und von meinem Geheimvorrat spreche ich erst gar nicht. Die zur Verfügung stehende Kalorienzahl ist also noch deutlich höher, als benötigt, aber besser haben als brauchen. Im Kühlschrank fanden wir heute zusätzlich noch zwei Fleischwürste, Aufschnitt, Tomaten, ein Bier und Brötchen auf der Theke. Wir nächtigen auf einem Gestüt und alles was im Kühlschrank ist, dürfen wir essen. Herrlich. Ach ja, für uns beide wurden auch noch 20 Eier zurecht gelegt. Kann man machen, können wir aber nicht konsumieren. Malte schlägt sich tapfer und hat zwei davon schon als Rührei verdrückt. Das heißt unsere Selbstkochabendroutine, war ein wenig gepimpt: Normalerweise läuft sie so: Ich gehe zuerst duschen, fange dann mit kochen an: Linsennudeln mit Cherrytomaten und Basilikumtomatensoße, dazu Gurke. Heute aber auch noch eine gebratene Fleischwurst und zwei Rühreier.
Malte gesellt sich frisch geduscht hinzu, unterstützt das Kochgeschehen, wir essen und Malte wäscht ab. Danach gibt es Naschi. Weingummi und/oder Schokolade. Die Kalorien müssen wieder rein. Falls es jemanden interessiert: Unsere heutige 82km Tour verbrannte 872 zusätzliche Kalorien.
Mittag gab es heute erneut bei McDonald's. Neben uns saß eine dreiköpfige Familie, Muddi und Vaddi starrten ins Handy und der 11 jährige Sohn saß daneben. Es wurde überhaupt nicht interagiert. Grauenhaft. Wir hätten denen am liebsten das Handy aus der Hand geschlagen, oder noch besser, aus der Hand getreten, mit dem Metallteil unserer Klickpedalschuhe, einen Chuck Norris Roundhousekick ausführend.
Dieses Mal wollten wir den McDonald's-Müll reduzieren und Mehrwegbecher benutzen. Mit genau schauen fanden wir die Option und bekamen den Mehrwegbecher, den wir von Deutschland auch kennen. Froher Dinge wollte ich ihn nach unserem Verzehr zurück bringen und der junge Mann hinter dem Tresen wunderte sich... Das sei unserer, den hätten wir gekauft. WHAT??? Ok, offenbar war es kein Mehrwegbecher mit dem für uns bekannten Pfandsysten. Wir hatten gerade einen Becher gekauft. Den können wir nun kostenlos bei allen McDonalds's einsetzen (der Pappbecher kostet 30 Groschen). Unser Becher. Toll. Jetzt fahren wir also noch mehr Kram durch die Gegend. Immerhin passen dort die Frühstückjogurts von Lidl rein, und die Angst, sie in der Tasche zu zerstören und eine Katastrophe zu verursachen, ist ausradiert.
Auf dem Fahrrad sagt man: "Cześć!" Das war unsere sprachkulturelle Erkenntnis des Tages. "Cześć" bedeutet eine lockere Form des Grußes, ältere Semester grüßten wir weiterhin mit "Dzień dobry", das kam uns angemessener vor.
Auf der Tour dachte ich zunächst, dass der Blogeintrag heute eher kurz ausfällt, weil die Strecke recht einfach und manchmal auch eintönig war, zum Beispiel an einer Autobahn entlang, aber genau betrachtet war heute so einiges los: Wenn wir LKW Fahrerinnen wären, würde Malte einen schwarzen LKW mit festem Laderaum fahren und ich einen mit Kran. Mal wieder saß ein Storch auf einer Laterne. Wir fuhren viel an Kanälen entlang und sahen eine riesige Wolke aus Staren, die durch die Luft wirbelte. Unglaublich viele Schwalben säumten den Weg und möglicherweise sahen wir auch einen Adler. Ganz bestimmt aber Bussarde und Fasane.
Über die Autobahn donnerte auch eine Kolonne Militärfahrzeute, mit Schießfahrzeugen und in Anbetracht der Nähe Polens zur Ukraine ist das nochmal eine andere Nummer. Vielleicht fuhren sie auch zur Grenze nach Kaleningrad. Das alles konnten wir nicht wissen, malten es uns aber aus.
Kurz nach Danzig standen wir an einer Schranke und zwar richtig lange. Erst passierte nichts und wir fragten uns, ob die Einheimischen vielleicht einfach so drüber gehen oder radeln. Wir beobachteten andere Radfahrende, die hielten aber auch. Und dann, ganz langsam, schlich sich eine Rangierlok von links ins Bild, sehr viele Gasbehälterwaggongs folgen. Alles blieb stehen und bewegte sich wieder rückwärts. Die Rangierlok entfernte sich aus unserem Blickfeld, da sahen wir weiter drüben noch eine Lok mit Waggons genau dasselbe tun: Rangieren. Einige Zeit später ging die Schranke wieder hoch.
Wir trafen zwei Katzen, sie liebten uns. Eine saß vor dem ABC Markt (noch wunderbar im alten, polnischen Stil) in dem wir Wasser kauften und eine trafen wir auf dem Gestüt, auf dem wir heute schlafen.
Wir sind die einzigen Gäste und haben ein Stockwerk mit einem riesigen Flur für uns alleine. Wir können mit dem Wildschweinfell kuscheln oder mit dem Dachsfell oder mit dem von einem Tier, was wir nicht erkennen oder Pferd spielen, mit einem Sattel auf einem Bock.
Bis wir unser Zimmer beziehen konnten, mussten wir allerdings warten. Vor dem Gestüt bis uns jemand rein ließ.
Auf dem Gestüt, bis die Besitzerin kam: Ein polnischer Wirbelwind. Sie hatte eine Live-Übersetzerin am Telefon und so unterhielten wir uns. Russisch oder Italienisch wären auch eine Option gewesen, die Frau im Telefon war aber einfacher und eine sichere Nummer.
Unser Haus auf dem Gestüt. Oben gehört uns. |
Dann konnten wir uns endlich aufwärmen. Heute war es windig und maximal 16°C warm, es fiel uns aber trotzdem nicht ein, ein langes Shirt anzuziehen, viel zu unbequem, es aus der Tasche herauszuholen, T-Shirt, kurze Hose und Radweste mussten reichen. Taten sie auch so gerade, jedenfalls wenn man in Fahrt war, oder drinnen im Supermarkt. Nach der Dusche und spätestens nach dem Essen waren wir aber wieder aufgewärmt und sind bereit für den morgigen Sommertag: Die Fahrt an die Grenze zu Kaliningrad.
Eine wunderbare Sammlung. |
Picknick und Fahrradstationen am R10. |
Warten mussten wir auch noch an einer Drehbrücke. Warum kann das die Lindaunisbrücke nicht? Warum ist sie seit Jahren Schrott? Hier ein Glanzstück der Ingenieurskunst. Polen überholt uns bald. |
Ich habe mein Fahrrad gewaschen und es war herrlich. Für 4 Zloty mit Schaum, Hochdruck und entmineralisiertem Wasser. |
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