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Polen 2024 - Tag 8 - 30km - Danzig

Es ist 12:40 - Regen.

(english below)

Wir haben es ins Europäische Zentrum der Solidarität geschafft und sitzen im Museumscafé. Die Stimmung ähnelt ein wenig dem Regenwetter. Das war zu erwarten. Ab 12:00 sollte es regnen, ab 11:00 fing es an und seitdem mussten wir sehr viele Pläne umschmeißen.

  
 

Mussten, weil der Foodcourt 100cznia nicht existierte. Es sah aus wie Zombieland. Man konnte den Schriftzug erkennen und wir stellten uns vor, dass es im Sommer dort richtig toll sein müsste, so wie damals in Kopenhagen im Foodcourt Reffen. Sommer? Wir haben doch Sommer, gestern war Sommer, morgen ist Sommer, heute ist... Regen. Vielleicht hat 100cznia auch nur am Wochenende auf. Wie auch immer, das war Planänderung 2.

Wollten, weil uns 20min mehr im Regen der Besuch der Galerie Sztuka Wybory nicht wert war. Das war Planänderung 1.

Der Plan, den längsten Wohnblock in Polen ohne Regen anzuschauen, klappte noch einwandfrei. Er ist 850 m lang und gilt sogar als das drittlängste Wohnhaus Europas. 11 Stockwerke, 30m hoch, er besteht aus 4 Segmenten mit jeweils 4 Aufgängen für jeweils ca 110 Wohnungen. Konzipiert für 6000 Personen.


Und nicht nur dort wohnten viele Leute, rings herum strotzte es nur so von Hochhäusern, modern und auch nicht so modern. Krass, wie viele Leute in dem gesamten Gebiet wohnten müssen. So kommt Danzig auf einer gar nicht mal so großen Fläche auf 400000 Einwohner.

Kurz danach startete der Regen.

Planänderung 3 hing mit 2 zusammen: Wir wollten nach dem Foodcourt das Museum besuchen, in dem wir jetzt Cappuccino trinken. Es ist trocken und warm, groß und architektonisch beeindruckend und hat saubere, ständig geputzte Toiletten. Nachdem wir die Schließfächer gefunden hatten, war der Besuchsslot 12-14 Uhr ausgebucht. Die Planänderung beinhaltete also folgendes: Erstmal einen Cappuccino trinken und in Ruhe weiter überlegen. Während wir so saßen, Cappuccino tranken, Blog schrieben und die Massen an Menschen am Audioguide anstehen sahen, war der Slot 14-16Uhr auch ausgebucht. Das machte alle weiteren Überlegungen einfacher. Also kein Museumsbesuch heute.

Planänderung 4: Ich verlor auf dem Weg zu den Schließfächern meine Sonnenbrille. Noch hat sie niemand abgegeben, also muss heute noch ein Radladen her. 

Nach der Cappuccino-Stärkung und Trockenlegung unserer selbst ist der Plan nun folgender: Zurück in die Regenklamotten, 2min rüber zu einem anderen Food Court, der auch wirklich geöffnet hat und Sushi essen, 

  

danach am Radladen vorbei, Brille kaufen, zurück nach Hause, aufs Bett knallen und lesen, bis es gegen 17Uhr wieder trocken wird und wir uns noch einmal zu Fuß in die Innenstadt aufmachen. Und so wie es bisher aussieht, ist der Rest von Danzig, außer der Innenstadt, auch nur so mittel sehenswert, eine normale Stadt eben, mit Straßen und Häusern, modern und im Sowjetstil. Das Stadion war auch noch ganz cool.

 

Während ich hier schrieb, überlege Malte, einen Wandel in ihrer Schuhfashion vorzunehmen. Eine große Wende von den New Balance 530ern, die gerade alle Frauen tragen, hin zu Brooks retro. Das ist eine Frage, die bis zum Ende der Ferien beantwortet werden muss. Es ist immer spannend, was ein halbes Jahr am Schuhtrend so macht. Malte sagt voraus: Sie wird den Trend Brooks retro (aber nicht zu retro) Laufschuh als Trend nach Kiel bringen.

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20:36

Alle weiteren Pläne blieben intakt und ausgeführt, na ja, einer so halb, aber lest selbst.

Ich verspüre gerade ein positives Gefühl meiner neuen Sonnenbrille gegenüber. Das ist deshalb bedeutend, weil ich in dem Moment unserer Rückkehr in unser Zimmer dachte, dass das irgendwie blöd war. Die Typen im Radladen hatten keinen Plan von dem was genau sie mir verkauften und das extra Glas, was sie dazu gepackt hatten, passte auch nicht auf die Brille und die Brille kostet auf der Website des Herstellers viel weniger. Aber: Ich kann das Ersatzglas verkaufen und vor allem mag ich goldene Verspiegelungen. Ich freue mich über meine neue Sonnenbrille, die jetzt wie mein Augapfel gehütet werden muss. Viel zu teuer eigentlich. Aber normalerweise verliere ich auch keine Sachen, das war beinah das erste Mal und was war Schuld? Der Regen. Sie war nass und ich wollte sie nicht in meine Lenkertasche werfen. Also steckte ich sie in die Netztasche vorne, die schon mit dem nassen Fahrradcomputer gefüllt war. Da fiel sie raus und jemand Unehrliches steckte sie sich ein.

Die Stimmung war spätestens nach dem Sushi wieder richtig gut, danach Sonnenbrille kaufen, in gefühlt dem einzigen Radladen in Danzig. Und es hörte auch noch auf zu regnen, so dass wir anstatt nach Hause nochmal Richtung Werft gefahren sind, in der Hoffnung, dort etwas Historisches über die Protestbewegung zu sehen. 

Aber es war eben ein Werftgelände und die Männer am Einlass winkten schon ab. Na ja, wir waren wohl nicht deutlich genug Arbeiterinnen, wir, auf unseren Gravelbikes mit bunten Regenjacken. Der Plan wurde nur so halb ausgeführt.

Nach der Werft fuhren wir aber nun wirklich zurück und trafen dabei auf das Monument für die getöteten Werftarbeiter der Proteste in 1970, wegen enormer Preiserhöhungen in Polen auf Lebensmittel.

 

Danach für die Kultur ein Blick in den Dom. Schön, aber für die Größe war uns der Prunk und die Orgel zu unterdimensioniert.

Dann die Bernsteinstraße gefunden, die wir nach einer kleinen Pause zu Hause auf dem Weg zum Abendessen besuchten. Malte verliebte sich in einen Anhänger und schlug zu. Wir vereinbarten, bei unserem nächsten Aufenthalt in Danzig, Samstag auf Sonntag, ein Bernsteinarmband zu kaufen, als Andenken an die Reise. 

Die Wolken rissen auf und mit den letzten Sonnenstrahlen verabschiedete sich der Tag mit einem versöhnlichen Abschluss. 

 

 

Danzig ist definitiv eine Reise wert.

Was uns noch aufgefallen ist: 

  • Das Handynetz in Polen ist schlechter als in Deutschland.
  • Danzig kann kein Regen. Nach kurzer Zeit entstanden riesige Pfützen auf den Straßen, die von den Autos in Fontänen auf den Geh- und Radweg gespritzt wurden.
  • Die Museumsklos sind gut geputzt.
  • Radwege sind bisher überall ziemlich gut.
  • Wenn eine polnische Flagge an einem Haus aufgehängt ist, hängt fast immer die EU Flagge daneben.
  • In Danzig kann man sich sicher sein, zu 50% verstanden zu werden, so viele deutsche Touristen sind hier.
  • Die Krankenwagen haben drei verschiedene Klänge beim Martinshorn.

Und noch eine gute Nachricht: Wir kommen mit einer Fähre über das Haff, um am Samstag von Frauenburg zurück nach Danzig zu fahren. Damit schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: Wir wiederholen keine Strecke und müssen keine 96km fahren. Hört sich erstmal nicht spektakulär an, eine Fähre zu nehmen, aber wenn man vorher den Text nicht liest, weil er ja nunmal auf polnisch ist, konnte man denken, dass die Fähre um 9Uhr startet und um 17Uhr ankommt. Danach wäre es sehr mühsam noch 60km zu fahren. Dann fand man einen Button, auf dem man die Seite ins Englische übersetzen konnte. Und dann wurde alles gut. 




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It is 12:40 - rain.

(english below)

We have made it to the European Solidarity Center and are sitting in the museum café. The atmosphere is a bit like the rainy weather. That was to be expected. It was supposed to rain from 12:00, it started at 11:00 and since then we've had to change a lot of plans.

 
 


We had to, because the 100cznia food court didn't exist. It looked like Zombieland. You could make out the lettering and we imagined that it must be really great there in summer, just like the Reffen food court in Copenhagen. Summer? It's summer, yesterday was summer, tomorrow is summer, today is... Rain. Maybe 100cznia is only open at the weekend. Anyway, that was change of plan 2.

We didn't want to visit the Sztuka Wybory Gallery because it wasn't worth 20 minutes more in the rain. That was change of plan 1.

The plan to see the longest apartment block in Poland without rain still worked perfectly. It is 850 meters long and is even considered the third longest residential building in Europe. 11 storeys, 30 m high, it consists of 4 segments, each with 4 staircases for around 110 apartments. Designed for 6000 people.



And it wasn't just a lot of people living there, the surrounding area was full of high-rise buildings, both modern and not so modern. It's amazing how many people must have lived in the entire area. So Gdansk has 400,000 inhabitants in an area that isn't even that big.

The rain started shortly afterwards.

Change of plan 3 was related to 2: We wanted to visit the museum after the food court, where we now drink cappuccino. It is dry and warm, large and architecturally impressive and has clean, constantly cleaned toilets. After we found the lockers, the 12-14pm visiting slot was fully booked. So the change of plan involved the following: First, have a cappuccino and think things through in peace. While we sat there, drinking cappuccino, writing blogs and watching the masses of people queuing at the audio guide, the 2pm - 4pm slot was also fully booked. That made all further considerations easier. So no museum visit today.

Change of plan 4: I lost my sunglasses on the way to the lockers. Nobody has returned them yet, so I have to find a bike store today. 

After fortifying ourselves with a cappuccino and drying ourselves out, the plan is now as follows: back into my rain gear, 2 minutes over to another food court that is actually open and eat sushi, 

  

Then we'll stop by the bike store, buy glasses, go back home, hit the bed and read until it dries out again around 5 p.m. and we'll head back into the city center on foot. And from the looks of it so far, the rest of Gdansk, apart from the city center, is only moderately worth seeing, just a normal city, with streets and houses, modern and in Soviet style. The stadium was also quite cool.

 
While I was writing this, Malte was thinking about making a change in her shoe fashion. A big shift from the New Balance 530s that all the women are wearing right now to Brooks retro. That's a question that needs to be answered by the end of the vacations. It's always exciting to see what half a year will do to the shoe trend. Malte predicts that she will bring the Brooks retro (but not too retro) running shoe trend to Kiel.

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20:36

All other plans remained intact and executed, well, one half, but read for yourself.

I'm feeling positive about my new sunglasses right now. This is significant because the moment we got back to our room I thought that was kind of stupid. The guys in the bike store had no idea what exactly they were selling me and the extra lens they had packed didn't fit the glasses and the glasses cost much less on the manufacturer's website. But: I can sell the replacement lens and most importantly I like gold mirroring. I'm delighted with my new sunglasses, which now have to be guarded like the apple of my eye. Far too expensive, actually. But I don't normally lose things, this was almost the first time and what was to blame? The rain. It was wet and I didn't want to throw it in my handlebar bag. So I put it in the front mesh pocket, which was already filled with the wet bike computer. It fell out and someone dishonest pocketed it.

The mood was really good again after the sushi at the latest, then I bought sunglasses in what felt like the only bike store in Gdansk. And it stopped raining, so instead of heading home we went back to the shipyard in the hope of seeing something historical about the protest movement. 


But it was a shipyard and the men at the entrance were already waving us off. Well, I guess we weren't clearly enough workers, us, on our gravel bikes with colorful rain jackets. The plan was only half executed.

After the shipyard, however, we actually drove back and came across the monument to the shipyard workers killed during the protests in 1970 due to huge price increases for food in Poland.

 
Afterwards, we took a cultural tour of the cathedral. Beautiful, but the pomp and the organ were too undersized for its size.

Then we found the Amber Road, which we visited after a short break at home on the way to dinner. Malte fell in love with a pendant and struck. We agreed to buy an amber bracelet during our next stay in Gdansk, Saturday to Sunday, as a souvenir of the trip. 

The clouds cleared and the last rays of sunshine brought the day to a conciliatory close. 

 

 
Gdansk is definitely worth a visit.

What else we noticed: 

The cell phone network in Poland is worse than in Germany.
Gdansk can't handle rain. After a short time, huge puddles appeared on the streets, which were sprayed onto the pavements and cycle paths in fountains by the cars.
The museum toilets are well cleaned.
Cycle paths are pretty good everywhere so far.
If there is a Polish flag on a house, there is almost always an EU flag next to it.
In Gdansk you can be sure to be understood 50% of the time, there are so many German tourists here.
The ambulances have three different sounds on their sirens.
And another piece of good news: we take a ferry across the lagoon to get back to Gdansk from Frauenburg on Saturday. This kills two birds with one stone: we don't have to repeat a route or drive 96 km. Taking a ferry doesn't sound spectacular at first, but if you don't read the text beforehand, because it's in Polish, you might think that the ferry leaves at 9am and arrives at 5pm. After that it would be very difficult to drive another 60km. Then I found a button where I could translate the page into English. And then everything was fine. 






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