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Tag 4 - Almetorp - Mariestad 89km

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Das waren die einfachsten 89km die wir je in unserem Leben gefahren sind. Mit Rückenwind flogen wir nur so den See hinauf, immer in Dankbarkeit für den Rückenwind, denn uns schwant Böses für den Rückweg... 

Wenn man es geschehen lässt, fügen sich Dinge und so war es heute an mehreren Stellen. Aber bevor ich dazu kommen kann, noch eine Revision: Irmgurd heißt nicht Imgurd, sondern Ingritt. Und sie heißt auch nicht Ingritt, sondern Ingbritt. Die Gute. Und mit ihr fing unser Tag an: Die 85 jährige Ingbritt bat uns, zur Abreise in ihr Gästebuch zu schreiben und während Malte fabulös einen kleinen Text hinzelebrierte, fragte ich sie ein wenig nach den Dingen, die wir noch wissen wollten. Ingbritt erzählte uns, dass sie schon Gäste aus über 62 verschiedenen Ländern hier hatte, auch Australien war schon dabei und sie freuen sich immer sehr über die Gäste. Bald gibt es dort auf dem Gelände ein Open House mit einer Tortentour, am 3. August, über 100 Leute kommen und fahren herum, um verschiedene Torten zu essen. Und auch eine Museumstour gibt es, dort kommen auch über 100 Leute und schauen sich verschiedene Museen an. Insgesamt haben sie vier Gästehäuser, unseres hatte nur Betten, aber andere sind auch voll ausgestattet und sie hat ein bisschen Hilfe beim Putzen. Die Kirche nebenan ist von 1200, hat keinen regelmäßigen Gottesdienst mehr, aber dort gibt es Textilien von 1500 und 1600, die hauptsächlich von den Frauen gepflegt, dort immer noch gut erhalten sind. Irgendwie hätten wir Ingbritt zum Abschied gerne drücken wollen, trauten uns aber nicht. Beseelt von dem netten Abschied flogen wir los. 

In Lidköping gab es Kanelbulle. Jede hat zwei gegessen. Lars hat herausgefunden, dass Katie wohl nicht beim ComicCon ist und sie keine online Panels mit ihr verpassen wird und sowieso sind ja die Autoren und Schauspieler im Streik und es wird erwartet, dass keine von ihnen dabei sind. Auch gibt es keine neuen Promobilder von ihr. Im Wissen nichts zu verpassen, flogen wir weiter. Weil wir so flogen, verpassten wir den Grand Canyon von Schweden, dafür fielen uns andere wunderbare Momente zu. 

Schon gestern abend erschreckte Malte mich fast zu Tode, als sie angerannt kam und verkündete, dass wir Amal wahrscheinlich umbuchen können. Was bedeutet, dass die 111km Tour deutlich verkürzt wird und wir außerdem noch viel besser auf dem Vänernleden am See entlang fahren können.

Bei der Pizza in Hällekis gab es noch kurz Unstimmigkeiten mit Booking.com und Amal, aber nun ist es sicher, wir verlegen unsere Tour. Und warum ging das? Weil wir falsch gebucht und nicht abgesagt hatten, aber wenn man es lässt, entsteht etwas Gutes daraus und so ist es gekommen. Und dann gibt es eventuell noch eine Option, eine auch falsch gebuchte Unterkunft umzubuchen, so dass wir in Karlstad nicht zwei Nächte sind, sondern die folgende Etappe halbieren. Ob wir uns in Karlstad mit 30km Sightseeing erholen oder schonmal 30km von der nächsten Strecke machen, macht insgesamt einen positiven Unterschied, in Hinblick auf die Gegenwindproblematik auf dem Rückweg. Drückt uns bitte die Daumen, dass diese Umbuchung auch klappt! 

Nach der Pizza in Hällekis passierte noch das Glück, dass ich wegen eines auf dem Radweg herannahenden Riesenrasenmähers nicht die richtige Abzweigung nahm, dann aber entschied, einfach die nächste links abzubieten und Malte dann entdeckte, dass genau bei der Abzweigung die wir dann zufällig nahmen, der Radladen war, den wir eigentlich besuchen wollten. Und dann gingen wir rein und er war so unglaublich nett, dass das auch ein herausragender Moment der Reiseinteraktion war. Perssons Cycler, kurz zuvor wurde er von welt.de besucht, die über den neuen Superradweg um den Vänernsee berichtet. Bullerbü zum Durchradeln hier kommt man zum Artikel. Offenbar gibt es den Ausbau des Radweges um den See noch nicht lange. Vänern Radweg 

Wir flogen weiter. Nur noch 34km bis nach Mariestad. Irgendwann fragte Malte mich: "Sag mal, wann hast du zuletzt Ameisenhaufen gesehen?" Ich dachte, es wäre irgendwann im Juni oder Mai gewesen, bekam es aber nicht mehr richtig zusammen. Da sahen wir das nächste Schild für den Vänerleden, der uns links in den Wald führen sollte. Wir hielten kurz und nach unserer Erfahrung mit dem verpassten Canyon und dem Wissen, nur noch 12km bis zum Ziel zu haben, bogen wir in den Wald. Und ihr glaubt nicht was wir sahen? Ameisenhaufen. Nicht einen, nicht zwei, sondern zwölf. Und das waren nur die, die wir gesehen haben.

Zweimal überholten wir einen Motorradrocker auf dem Fahrrad. Das dritte Mal klappte nicht denn wir mussten ausdauernd stehen bleiben, weil:

Wir aufeinmal ein großes Rudel Dammwild im Feld sitzen sahen. Mindestens 9 männliche Tiere mit imposanten Geweihschaufeln und in 50m Abstand eine Gruppe mit ähnlich vielen weiblichen Tieren. Wir staunten. So viele auf einmal und dann noch mit solchen großen Geweihen hatten wir noch nie gesehen. Die umliegenden Bewohner offenbar schon, denn einige hatten ihr Grundstück mit extra hohen Zäunen und Elektrozäunen umrandet. Fanden wir erst seltsam, dann leuchtete es uns aber ein. Jedenfalls zogen wir diese Schlüsse aus unserer Dammwildsichtung. Dass hier Kanguruhs herumlaufen, fanden wir abwegiger.

In Mariestad shoppten wir in einem Nettoverschnitt, eigentlich shoppte nur Lars, Malte passte auf die Fahrräder auf und wir beide befanden, dass die Aufteilung perfekt passt. Lars liebt es, in ausländischen Supermärkten herumzustreunen und Malte kann sich davor sehr gut alleine beschäftigen, dass Lars sich auch nicht gehetzt fühlt. Und dazu freut sich Lars, dass Malte sich über kleine Variationen des Einkaufs freut. Passt wunderbar zusammen. 

Kurz darauf sahen wir zwei weitere Bikepacker und waren felsenfest davon überzeugt, sie in unserem Hostel anzutreffen. Unser Weg lief aber anders ("Die haben wohl keine so gute Navigation dabei, wie Malte.") und kurz nachdem ich sagte: "Unser Weg ist abenteuerlicher" und wir in eine Mini-Waldstelle einfuhren, sprang ein Reh über den Weg. 2m neben uns. Blieb 3m hinter uns stehen, schaute, wir auch und sprang von dannen, wir auch, aber wir fuhren. 

17:39 Ankunft im Hostel: Wir waren noch nie so fit nach 89km.

Unser Hostel ist in alten schwedischen Holzhäusern, die ihre Wurzeln im 17. Jahrhundert haben. Es war einmal ein altes Gerbereigeschäft, glaube ich zumindest. "Old Tanning Business" - Gerberei oder Sonnenstudio, das ist hier die Frage! Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen "Tanning", das Bräunen in der Sonne, kommt offenbar von gerben. Und noch etwas fügte sich zum Guten: Als wir anfingen, Abendessen zu kochen, ging die fanzösische Familie mit den zwei kleinen Kindern wieder. 

21:27 Und jetzt, nach dem Abendessen können wir verkünden, dass auch die zweite Umbuchung geklappt hat! Wir haben keine Doppelbuchung mehr und können uns langsam an die Gegenwindetappen heranwagen. 

Oh Happy Day.

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That was the easiest 89km we have ever ridden in our lives. With tailwind we flew only so up the lake, always in gratitude for the tailwind, because we have evil for the way back... 


If you let it happen, things fall into place and so it was today in several places. But before I can get to that, one more revision: Irmgurd's name is not Imgurd, but Ingritt. And her name isn't Ingritt either, it's Ingbritt. The good one. And with her our day began: The 85 year old Ingbritt asked us to write in her guestbook for her departure and while Malte fabulously celebrated a little text, I asked her a little bit about the things we still wanted to know. Ingbritt told us that she already had guests from over 62 different countries here, even Australia was already there and they are always very happy about the guests. Soon there will be an open house there on the grounds with a cake tour, on August 3, over 100 people come and drive around to eat different cakes. And there is also a museum tour, over 100 people come and look at different museums there as well. They have four guest houses in total, ours only had beds, but others are also fully equipped and she has a little help cleaning. The church next door is from 1200, no longer has a regular service, but there are textiles from 1500 and 1600, mainly maintained by the women, still in good condition there. Somehow we would have liked to hug Ingbritt goodbye, but did not dare. Inspired by the nice farewell we flew off. 


In Lidköping we had Kanelbulle. Everyone ate two. Lars found out that Katie is probably not at ComicCon and she won't miss any online panels with her and anyway, yes the writers and actors are on strike and none of them are expected to be there. Also, there are no new promo images of her. Knowing not to miss anything, we flew on. Because we flew like this, we missed the Grand Canyon of Sweden, but we had other wonderful moments. 


Already last night Malte scared me almost to death when she came running and announced that we can probably rebook Amal. Which means that the 111km tour will be significantly shortened and we can also ride much better on the Vänernleden along the lake.


At the pizza in Hällekis there were still brief disagreements with Booking.com and Amal, but now it is certain, we move our tour. And why did that work? Because we booked wrong and didn't cancel, but if you let it, something good comes out of it and that's how it happened. And then there may be an option to rebook an accommodation that was also booked wrong, so that we are not in Karlstad for two nights, but halve the following stage. Whether we recover in Karlstad with 30km of sightseeing or do 30km of the next leg already makes a positive difference overall, in terms of the headwind issue on the way back. Please keep your fingers crossed that this rebooking will work out! 


After the pizza in Hällekis still happened the luck that I did not take the right turn because of a giant lawn mower approaching on the bike path, but then decided to just bid the next left and Malte then discovered that exactly at the turn we then took by chance, was the bike store that we actually wanted to visit. And then we went in and he was so incredibly nice, that was also a standout moment of the travel interaction. Perssons Cycler, shortly before he was visited by welt.de, which reports on the new super bike path around Lake Vänern. Bullerbü to cycle through here you come to the article. Apparently, the expansion of the bike path around the lake has not been around long. Vänern bike path 


We flew on. Only 34km to Mariestad. At some point Mal asked me, "Tell me, when was the last time you saw anthills?" I thought it was sometime in June or May, but couldn't get it together. That's when we saw the next sign for Vänerleden, which would take us left into the forest. We stopped short and after our experience with the missed canyon and knowing we only had 12km to go, we turned into the forest. And you wouldn't believe what we saw? Anthills. Not one, not two, but twelve. And those were just the ones we saw.


Twice we overtook a motorcycle rocker on a bicycle. The third time didn't work out because we had to stop persistently because:


We suddenly saw a large pack of deer sitting in the field. At least 9 males with impressive antlers and in 50m distance a group with a similar number of females. We were amazed. So many at once and then with such large antlers we had never seen. The surrounding residents apparently had, because some had surrounded their property with extra high fences and electric fences. We first found this strange, but then it made sense to us. Anyway, we drew these conclusions from our sighting of dams. That here kangaroos run around, we found more absurd.


In Mariestad we shopped in a Nettoverschnitt, actually only Lars shopped, Malte watched the bikes and we both found that the layout fit perfectly. Lars loves to roam around foreign supermarkets and Malte can do very well alone before that Lars also does not feel rushed. And in addition Lars is happy that Malte is happy about small variations of shopping. Fits together wonderfully. 


Shortly thereafter we saw two more bikepackers and were rock solidly convinced to meet them in our hostel. But our way went differently ("They probably don't have as good navigation with them as Malte.") and shortly after I said, "Our way is more adventurous" and we entered a mini-forest, a deer jumped across the path. 2m next to us. Stopped 3m behind us, looked, so did we and jumped from then, so did we, but we drove. 


17:39 Arrival at the hostel: We have never been so fit after 89km.


Our hostel is in old Swedish wooden houses that have their roots in the 17th century. It used to be an old tanning business, at least I think. "Old Tanning Business" - tannery or tanning salon, that's the question here! You have to let that roll off your tongue "Tanning", tanning in the sun, apparently comes from tanning. And something else added up for the good: When we started cooking dinner, the French family with the two small children left again. 


21:27 And now, after dinner we can announce that also the second rebooking worked! We no longer have a double booking and can slowly approach the headwind stages. 


Oh Happy Day.


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