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Tag 15 - Bad Fallingbostel -> Österreich und Sightseeing Nürnberg 61km/904hm

We did it!


 

Wir haben es geschafft. 

Nach ungefähr 30 Kilometern haben wir heute die Grenze zu Österreich passiert. Wir sind also tatsächlich in 15 Tagen einmal von Dänemark nach Österreich gefahren. 1520 Kilometer und 10440 Höhenmeter haben wir bezwungen, uns hinaufgekämpft, heruntergerollt, heruntergebremst oder einfach nur entlanggerollt. 

Es gab zum Glück keine akut gefährlichen Situationen für uns und in manchen Dingen hatten wir echt Glück, unter Anderem, dass wir an genau dem Mittwoch von Köln nach Koblenz losfuhren, an dem dann abends das Wasser in Ahrweiler hereinbrach und am Donnerstag die von uns befahrenen Wege nicht mehr befahrbar waren. Oder auch dass das Hochwasser in Bayern schon wieder weg war, als wir angekommen sind. 

Aber nun zum heutigen Tag.

Da wir gestern erst gegen 22:30 in der JHB waren, checkten wir uns heute um 8Uhr ein. Uns wurde am Tag zuvor gesagt, dass es eventuell Probleme bei der Strecke zum Stausee geben könnte, wegen der Überflutungen in Bayern, also fragten die wir unglaublich nette und hilfsbereite Frau der JHB, ob sie etwas wüsste. Das tat sie nicht, holte aber sofort die Tageszeitung raus und las die Verkehrsnachrichten vor. Dort stand nichts drin und sie rief dann auch noch das Tourismusbüro des Ortes an - total nett. Genaueres konnte sie trotzdem nicht herausfinden, machte aber nichts, denn genau an der Abzweigung Radweg-oder-Straße schnackten wir einfach einen uns entgegenkommenden Radfahrer an, der uns mit: "Der Tunnel ist frei, alles super!" antwortete. Also weiter Richtung Süden. Richtung Grenze. Inzwischen waren wir eine Reisegruppe geworden. Eine Zeitlang rollte eine E-Bikegruppe hinter uns her, die uns an den Bergen dann aber zurückließ. Gegen ein E-Bike ist man am Berg chancenlos. Auf dem Staudamm des Sylvensteinsees (Isar) genossen wir ein Puddingteilchen und dann ging es die letzten 8km auf die Straße. Irgendwann fing Malte an zu jammern: "

Boah, das müssen wir alles noch zurück. Boah da müssen wir viel bergauf. Boah es geht die ganze Zeit bergab. Geil es geht ja noch weiter bergab." Maltes Knie hatte eine größere Macke, weswegen sie überhaupt keine Lust mehr auf Anstiege hatte, die uns offenbar zurück von der Grenze bevor standen. Wir mussten ja wieder nach Bad Tölz zum Bahnhof. Die Straße sah auch so aus, als würde sie Richtung Grenze bergab gehen. Irgendwann schlugen wir uns nach links auf den Radweg abseits der Straße und waren auf einmal in Österreich, ohne Grenzschild (google maps verriet uns unseren Standort jenseits der Deutschen Grenze in Österreich) und schoben uns eine Schotterpiste hoch zurück zur Straße um dann unser offizielles Zielfoto zu schießen. Ich heulte vor Erleichterung und Freude. An einer kaum sichtbaren Stelle am Straßenschild verewigten wir uns mit #flalps. 

Und schwupps waren wir zurück am Stausee. Wir erwarteten einen Rückweg von 30min bergauf und fuhren dann gefühlte siebeneinhalb Minuten bergab und schon waren wir wieder auf dem Damm. Es MUSS vorher eine optische Täuschung gewesen sein.

Danach dauerte es hundert Jahre bis wir Edeka in Lenggries erreichten, ich kaufte den kompletten Laden auf, in der Angst, auf der Zugfahrt heute und morgen Hunger zu bekommen und weiter ging es zum Baumarkt. In der Angst, dass die Räder Kratzer auf der Zugfahrt bekommen könnten, kauften wir eine Packdecke und Kabelbinder. Zack bei der Asia-Frau Nudeln gegessen und dann mussten wir wieder diesen blöden Berg in Bad Tölz hinauf zum Bahnhof. Wir schoben die meiste Strecke. Außerdem hatte Malte ja Knie. 

Die erste Stunde im Zug nach München verflog wie von selbst, denn mit uns im Radabteil saß noch ein Depperter, der gerade von einer 350km Tour in 30 Stunden zurück reiste. Er fand uns auch deppert und meinte, dass wir gut in die Komoot Gruppe "Die Gagaisten" passen würden. Und dann erzählte er uns noch dies und das und Details zu allem Möglichen. Er hatte wirklich Voll-Ahnung von Fahrrad und Komponenten, dass es echt interessant war. Ein Depperter halt. Ein Fahrrad-Depperter. Sehr unterhaltsam. Er hatte ein 8000€ Falkenjagd Fahrrad, aber leider mit so viel komischem Lenkerzeugs zugeballert, dass es ziemlich kacke aussah. Die 350km und 4000 Höhenmeter haben er und sein Kumpel mit einem 21km/h Schnitt geschafft. Kommt wohl nicht aufs Aussehen des Fahrrades an.

Ankunft in Nürnberg um 20:30. Nürnberg? ICEs haben, wenn überhaupt, sage und schreibe nur 8 Fahrradplätze und ALLE Züge für heute und morgen sind komplett ausgebucht. Wirklich alle. Malte hat die Bahn-App heißgetippt und gestern in Starnberg auch nochmal im Bahncenter mit einem Mitarbeiter alles ausgecheckt was ging, aber was einzig ging, sind Regionalzüge. Wir tingeln uns also nach oben. Heute 4 Stunden, morgen 10 Stunden. Also Ankunft in Nürnberg, ein Red Bull reingeballert und los ging es 20:45 mit einer 14km Sightseeingtour zu den Monumentalbauten auf dem Reichsparteitagsgelände (Kongresszentrum, Zeppelinfeld, Große Straße). Es ist schwierig das Erlebnis dort zu beschreiben. Man will bestimmte Worte nicht benutzen. Beeindruckend ist zu positiv besetzt. Groß. Hm... schwierig. Wichtig ist jedoch, dass diese Bauten erhalten bleiben. Je weniger Zeitzeugen es gibt, desto wichtiger ist es, diese Bauten als Zeugen der Geschichte zu haben.

 

Kurz nach 22Uhr trafen wir dann hier in der Jugendherberge, oder soll ich sagen - In der Burg - ein. Wir haben viele Jugendherbergen erlebt, aber Nürnberg toppt alles. Wenn Ihr mal nach Nürnberg kommen solltet, nehmt die Jugendherberge, kein Hotel! Aktuell sitzen wir in einem Erker in einem Mauergewölbe und die Bar hatte auch noch auf.

Morgen ist also Reisetag und wenn alles klappt, könnten wir "schon" zwischen 19 und 20Uhr in Hamburg ankommen. Wir gehen jetzt mal in unser Zimmer im Turm, im 6. Stock, mit extra Licht in der Dusche und eigenem Balkon mit Blick über Nürnberg.




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