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Tag 14 - Augsburg -> Bad Tölz 115km/988hm

Starnberg ist ein Moloch

Wir verstehen es nicht, was Leute an Starnberg finden. Es ist voller Autos, voll voll voll und es geht eine vierspurige Straße in einem Ring durch Starnberg und es schiebt sich eine Blechlawine durch diesen vierspurigen Ring durch Starnberg - als gäbs kein Morgen. Das krasseste Auto was wir dort sahen, war ein Bentley SUV - man muss sich das mal vorstellen - ein Bentley SUV. Die Münchner fahren nach Starnberg, die Augsburger an den Ammersee. Und dort, wenige Kilometer zuvor, am Ammersee war es total schön, so schön, dass wir spontan am Ufer Halt machten und mit den Füßen in den See stiegen. Wir,  zwei Nordlichter, im Ammersee mit Blick auf die Alpen. Ja, die Alpen haben wir an diesem Tag zu ersten Mal gesehen. Dort wollen wir also hin. Irgendwie episch.


 

Möglicherweise bekamen wir auch deshalb überhaupt keinen positiven Eindruck von Starnberg, weil wir uns NUR auf dieser bösen, blöden, großen Straße aufhielten. Erst mal was Essen (wir geben es nur kleinlaut zu, aber Fast Food ist schon praktisch, und da gibt es ja auch immer Kartoffeln dabei, Salz brauchen wir auch und Fett ist auch gut für den Energiehaushalt und meist gab es ja auch den Meatless Burger), dann die Straße zurück zum Radladen, denn ich, Lars, wollte mir ja den Arsch vermessen lassen um mir einen neuen Sattel zu kaufen.

Wir also rein in den Laden, nahmen auf dem Noppenstuhl, auf dem ein Blatt Papier lag, Platz, drückten unseren (Malte machte das auch noch) Arsch auf den Stuhl und schon war der Arschabdruck auf dem Blatt Papier. Meine Sitzhöcker haben einen Abstand von 13cm und mein alter Sattel hatte bloß eine Breite von insgesamt 13cm, was heißt, dass ich die ganze Zeit mit meinen Sitzhöckern auf und neben den Kanten saß. Kein Wunder dass es mit dem Hintern nicht besser, sondern immer schlechter wurde. Und nein, ich hatte mich noch nie wirklich mit dem Sattelthema beschäftigt, weil ich dachte, dass das Thema zu komplex sei und es eh nicht gelingen würde, einen besseren Sattel zu finden. Also hatte ich mich damit abgefunden. Auch, wie wir später lasen, typisch für Frauen. Man findet sich mit dem Schmerz ab. Das ist frau ja leider so gewohnt und wird uns generationenübergreifend antrainiert. Aber nun war ich ja im Radhaus in Starnberg. Der SQ-Lab Sattel mit den Stufen war total komisch, der Terry passte gar nicht und gut habe ich mich dann auf dem Ergon SMC Core Woman gefühlt. Gefühlt... was man fühlt, sind die Sitzhöcker, die relativ hart auf dem Sattel aufsitzen. Man spürt, wie die beiden Knochenspitzen einzig aufliegen und das Gewicht aufnehmen und es ist gar nichts weich und flauschig, gar nichts. Ich wollte auch noch eine neue Radhose kaufen - der Verkäufer drückte mir eine SQ-Lab Hose in die Hand. Unisize Polster. Polster... "Hart und dünn" steht in der Produktbeschreibung, maximal 8mm dick. Okay... Dann mal rauf auf den Bock. Und was soll ich sagen - nach einigen hundert Metern war alles gut. Die bösen, schlimmen, schmerzenden Stellen, die vom falschen Sattel und falsch sitzender Radhose gekommen waren, taten nicht mehr weh, weil sie nicht mehr belastet wurden und ich saß irgendwie mit den Sitzhöckern bretthart auf dem Sattel, aber komplett schmerzfrei. Krass. Und dann zeigte uns der Typ im Radladen noch einen Hartkkunststoffsattel von Brooks, der gerade echt angesagt ist. Also wirklich so hart wie Hartplastik nunmal ist. Man kann mit den Knöcheln drauf klopfen. Der Typ, den wir am nächsten Tag im Zug treffen würden, der Fahrrad-Depperte, hatte genau den Sattel und schwört drauf. Er hat diesen brettharten Brooks Sattel und genau so eine SQ-Lab Hose, wie ich sie jetzt auch habe. Krass. Offenbar verhält es sich so mit den Arschschmerzen (abgesehen von zu kleinen Satteln und falsch sitzenden Radhosen, durch die man sich auf den Nähten wund reibt): "Der Schmerz entsteht an der Knochenhaut, wobei der Druck weniger das Problem ist, sondern mehr die Scherkräfte, hervorgerufen durch die Tretbewegung. Die leichte, aber ständige Bewegung des Beckens auf dem Sattel sorgt für schmerzhafte Scherkräfte an der Knochenhaut." (Von der SQ-Lab Website) 

Hinten: Neu, vorne: alt.

 

Also: Neuer Sattel rettet Arsch.

Im Anschluss fuhren wir wieder an dieser Moloch-Straße zum Bahnhof, in der Hoffnung, dass der Bahnbeamte doch noch einen ICE mit Platz für 2 Fahrräder für uns finden würde. Tat er aber nicht, was nicht an ihm lag, sondern an der Deutschen Bahn. Wie sollen wir die Leute aufs Rad bekommen, wenn man mit den Rädern nicht reisen kann? Dieser Radtransport in der DB ist wirklich das allerletzte. 8 Plätze im ICE, aber noch nichtmal in allen ICEs. Da hat doch niemand Lust, Urlaub ohne Auto und nur mit dem Rad zu machen. Und die Fahrradkarte kann man NICHT online buchen. Dafür muss man an einen Automaten gehen. Voll dumm.

Wir verbrachten also Trillionen Stunden in der Hitze im Moloch Starnberg. Mit Glück erreichten wird Bad Tölz so "früh", dass wir noch als letzte Kundinnen bei Onkel Döner um kurz vor 21Uhr einen Döner bekamen, durch die Hintertür. Das war echt knapp und viel Glück. 

Die Isar führte sehr viel Wasser, denn der Sylvensteinspeichersee hatte zu viel und musste abgelassen werden. Das könnnte morgen vielleicht zu einem Problem in der Streckenführung nach Österreich werden. 

Geilerweise hatte diese JHB eine Bikebox in die wir die Räder einschließen konnten und es war auch überhaupt kein Problem so spät zu kommen, die nette Frau der JHB hinterlegte uns unsere Schlüsselkarten  an einem geheimen Ort. 

Die Jugendherberge war nach unserer Dönerpause an der Isar, dann natürlich auf dem Berg in Bad Tölz, wie sollte es auch anders sein. Maltes Knie war richtig im Arsch, wir erreichten die JHB mit Umwegen gegen 22:30 und zumindest ich bin kurz darauf total erschöpft ins Bett gefallen.





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