Tag des Rades
Alle sollten sich ein Beispiel an den Radwegen, die wir heute in Bayern erlebt haben, nehmen. Alle! Wirklich alle. Fahrradstadt Münster, nett, der grüne Streifen ist schön, aber wart Ihr schon mal in Heidenheim? Das ist die beste Fahrradführung in einer Stadt, die wir bis jetzt erlebt haben.
Üblicherweise läuft es so ab: An der Landstraße gibt es außerorts einen Radweg, der natürlich nur auf einer Seite der Straße verläuft und nicht selten war das für uns die entgegengesetzte Seite. Dann kommt das Ortsschild und meist fährt man über die erste Straßeneinfahrt und landet dann auf dem Gehweg, der dann ein "upsi, wir haben die Fahrräder vergessen"-Fahrrad frei-Schild unten drunter rangeklatscht hat. Der Gehweg ist meist tausendmal geflickt, vielleicht auch nur noch einen Meter breit. Bäume, Hecken, Sträucher ragen auf ihn, ständig fährt man Holperstrecke, weil für die Hausausfahrten der Bordstein und damit auch der gesamte Gehweg abgesenkt ist und wenn denn ein Radweg existiert, ist der häufig gepflastert und fährt sich ganz schrecklich. Das ist insbesondere eine Qual, weil sich unsere Hintern leider immer noch nicht an die Sättel gewöhnt haben und mindestens ich mir hoffentlich morgen im Radladen in Starnberg einen ausgemessenen SQ-Lab Sattel holen werde. Aber wo war ich? Wir schwenken innerorts eigentlich immer auf die Straße um, weil die Radwege einfach unter aller Kanone sind, falls es sie überhaupt gibt. Und dann holpert man vom Radweg über den abgesenkten Borstein auf die abbiegende Straße und holpert wieder hoch. Warum macht man die Übergänge nicht plan mit der Straße? Es wurde einfach gar nicht für Fahrräder mitgeplant, Hauptsache das Auto kann rollen. Manchmal gibt es Fahrradstreifen auf der Straße, die dann spontan aufhören, oder irgendwie krumpelig auf den Radweg geleitet werden. Ein Stückwerk an ach-Fahrräder-gibt-es-auch-noch.
Nicht so in Heidenheim: Radstreifen auf der Straße, oder es existierte ein echter Radweg durchgängig im Fluss, man war ein Teil des Verkehrs, gleichberechtigt und konnte einfach so als ernst genommene Verkehrsteilnehmerin durch die ganze Stadt rollen. Auf der Strecke die wir fuhren, wurde einfach konsequent durchgedacht und durchgeplant. Wir gehören dazu, zum Verkehr.
Radwege außerorts haben wir bislang so erlebt: Häufig direkt an der Landstraße entlang, nur ein Graben dazwischen. Wir hatten auch mal einen Asphaltstreifen hinter der Leitplanke einer Bundesstraße. Oder die Straße war breiter als üblich und man fuhr mit auf der Straße, getrennt vom dicken weißen Streifen. Oder es gab keinen Radweg. Dann sind wir häufig genug auf der Straße gefahren und hätten auch mal auf Bundesstraßen fahren sollen. Die Radwegebeschaffenheit ging von unfahrbar-holperig, bis zu neuem Asphalt, die Breite von einem Meter, bis drei Meter. Aber alles parallel zu Straße.
Und dann kamen wir nach Bayern. (Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass es heute auch schon in BW damit losging.) Die Radwege sind losgelöst von den Landstraßen. Kaum bis keine Parrallelführung, sondern es gibt eine eigene Radwegführung, man könnte es schon Radwegenetz nennen. In BW gab es auf den Radwegen schon noch unfahrbare Steigungen und wir mussten schieben, aber dann in Bayern wurde es einfach nur herrlich. Ein Fahrradparadies. Die Wegen waren breit, dass man gut zu dritt nebeneinander fahren könnte, sie wurden komplett anders geführt als die Straßen und der Belag war ein Traum. Schaut bitte alle mal nach Bayern zu unserer heutigen Strecke und baut genau so Radwege. Allein der Weldenbahn-Radweg, den wir bestimmt 15km nach Augsburg rein gefahren sind, ist ein Besuch wert. Schon allein wie sie die Übergänge angelegt haben, wenn man auf eine Querstraße trifft: Der Radweg wird dann in Schlangenlinien, meist gepflastert, geführt, dass man langsam fahren muss, einem aber trotzdem nicht das Fließen des Radfahrens abhanden kommt. Anstatt dass vor kreuzenden Straßen einfach zwei versetzte Metallgatter stehen, durch die man meist schieben muss. Und durch die Führung des Radweges ist man weg von den Autos, für sich und alle sind glücklich.
Und heute haben wir auch endlich mal wieder viele Fahrradfahrer*innen getroffen und davon sogar ganz viele ohne E. Und die haben sogar alle gegrüßt! Auf der Tour vorgestern mussten wir die Radler*innen noch mit einem freundlichen "Hallo" anbrüllen, damit überhaupt mal eine Reaktion kam, nicht so heute. Im Gegenteil. Gut, heute war endlich mal Sommerwetter und Sonntag und alles war relativ wenig bergig, aber dennoch. Die Leute waren gut drauf und freundlich.
Man kriegt die Leute nur rauf aufs Fahrrad, wenn man sich um eine vernünftige Radwegeplanung kümmert. Die Radfahrenden brauchen Flow und Sicherheit um gerne Rad zu fahren. Gute Wege, gute Führung und mit Sicherheitsabstand zu Autos.
Heute hatten wir also einen super Radfahrtag durch die Wegesituation und außerdem hatten wir endlich Sommer.
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