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Tag 12 - Mosbach -> Hohenstaufen 105km/1380hm

Neben den Tatsachen, dass es arschviele Höhenmeter waren, uns bei den Anstiegen  der Schweiß nur so herunter lief (dabei war es bewölkt und nicht sonderlich warm) und sagte ich schon dass es 8 Anstiege gab - den dann angesammelten 1380 Höhenmetern, (alle die sich dachten "Die sind verrückt, 100km am Tag" hatten unrecht, es ist nicht die Strecke, es sind die Höhenmeter die fertig machen), uns kurz vor dem Ziel nur die Pizzeria unten im Ort gerettet hat, wir ganz schön fertig sind, ich heute ein zweites Mal umgekippt und auf dasselbe Knie gefallen bin (Malte kippte gestern um, aber ins Gras gegen einen Wall), wollen wir heute einmal ganz deutlich fragen:

Wie in Teufels Namen kriegen wir die Leute vom Auto weg?

Oder sollten wir fragen: Wie kriegen wir insbesondere die Männer vom Auto weg?

Es ist alles voller Autos. Hier noch schlimmer als sonstwo. Um Stuttgart herum nur Autos. Die Ortschaften, von denen wir heute tausende durchfahren sind, sind vollgestopft mit Autos. Kleine, nette Orte sind vollgestopft. Blechlawinen walzen sich durch die Landschaften und alles ist nur fürs Auto konzipiert. 

Die Autofahrer und ja, ist richtig gegendert, halten keinen Abstand, überholen mit Gegenverkehr, wir sind also zu dritt nebeneinander. Einer überholte uns mit 180 auf einer Landstraße. Unter diesen Umständen haben wir 108km und 1380hm zustande gebracht und es hat keinen Spaß gemacht, nicht die Strecken auf, ja, auf der Straße. 

Es gibt hier quasi keine Radwege. Macht bitte Fahrradtouren um Euch in die Sicht einer*s Radfahrer*in zu begeben und zu erleben, wie stressig es ist. Ich hatte erwartet, dass wir hauptsächlich von der körperlichen Aktivität platt sein würden, aber dass wir auch geistig so platt sein würden und zwar hauptsächlich von den vielen, vielen Autos, die an uns vorbeigerast sind und man jedes Mal unterschwellig Angst haben musste, ob man auch überhaupt gesehen wird und das noch bei Anstiegen auf denen wir mit maximal 7km/h, brennender Lunge und brennenden Oberschenkeln voran kamen. Das stresst total. Inzwischen haben wir JEDEN Radweg genommen, den wir kriegen konnten, egal wie schlecht er war, Hauptsache weg von der Straße. Vorher hatten wir uns noch über die schrotten Radwege beschwert, jetzt waren wir froh, überhaupt etwas ab von der Straße zu haben.

Hier ein paar Impressionen des Tages. O-Ton Malte: "Fahr langsam, Du Arschloch - der ist doch locker hier mit 70 vorbei gebrettert." "Ich werd' hier noch zum Wutbürger." "Scheißautos, Drecksautos." "Das Problem ist, dass sich die Leute, insbesondere die Männer, in ihren Autos so geil fühlen, statt auf dem Fahrrad." 

Und da kommen wir zu den Problemen: 

Das Auto ist ein Statussymbol. Offenbar braucht man ein allzeit frisch gewaschenes Auto um dem Nachbarn zu zeigen wie weit man es gebracht hat. Oder überhaupt der Welt zu zeigen was für ein toller Kerl man ist und die verlängernden Effekte möchte ich nur ich hier eigentlich nur andeuten.

Einkaufoasen und Supermärkte werden außerhalb von Städten gebaut. Man kann gar nicht mehr mit dem Rad einkaufen fahren.

Der Mensch ist bequem.

Die Bequemlichkeit ist bei alledem das Hauptproblem. Je weniger komplex etwas ist, desto besser. Der Zusammenhang zwischen Klimawandel und Autofahren scheint zu komplex zu sein um ihn zu verstehen.

Folgende Fragen bleiben also offen:

Warum braucht insbesondere der Mann dieses Statussymbol?

Gibt es eine Korrelation zwischen Adipositas und KFZ-Neuanmeldungen?

Und zum Schluss noch einmal: Wie kriegen wir die Leute vom Auto weg?






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